„Man muss investieren – nur dann kommt am Ende auch was Gutes raus.“
Auch dieses Jahr ist wieder einer unserer Dozierenden für die Abstimmung „Tutor des Jahres“ nominiert.
Im Interview sprechen wir mit Thomas Weber darüber, wie er zum Unterrichten gekommen ist, was ihm Freude daran macht und was das Unterrichten mit seiner Familie zu tun hat.
Herr Weber, was hat Sie dazu inspiriert, Dozent zu werden? Gab es eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Ereignis?
Das hat sich eigentlich nach und nach entwickelt. Ich habe sechs Jahre lang selbst nebenberuflich Weiterbildung gemacht, zuerst den Betriebswirt VWA und dann den Bilanzbuchhalter-Vorbereitungslehrgang an der IHK-Akademie, das war 1987/88. Bei der Urkundenverleihung wurde ich vom damaligen Leiter angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, selbst zu unterrichten. Parallel kam eine Anfrage von der VHS Neuwied für Handelsfachwirte – so bin ich reingerutscht. Erst habe ich „nur“ Buchführung gemacht, später kamen viele weitere Themen aus dem Rechnungswesen dazu.
Es gab also kein konkretes „Aha“-Erlebnis – vieles hat sich durch die Praxis ergeben. Meine Familie, vor allem meine Frau, hat das immer mitgetragen. Dass ich das neben dem Beruf gemacht habe, war also nie ein Thema. Und dadurch, dass ich selbst Teilnehmer war, wusste ich genau, was auf andere zukommt – das hilft mir heute sehr in der Lehre.
Wie haben Sie Ihren ersten Unterrichtstag erlebt?
Da war ich natürlich noch deutlich angespannter als heute. Ich war damals Anfang 30, also noch recht jung, und der Altersabstand zu den Teilnehmenden war viel geringer als heute. Trotzdem hat es erstaunlich gut funktioniert – auch wenn man sich erst ein, zwei Mal ausprobieren muss, bevor man sich sicher fühlt. Insgesamt lief es besser, als ich erwartet hatte.
Dass Sie selbst nebenberuflich Weiterbildungen durchlaufen haben, hat Ihnen also sehr geholfen?
Auf jeden Fall – das sage ich auch heute noch regelmäßig zu den Teilnehmenden. Ich weiß genau, wie es ist, das alles neben dem Beruf zu stemmen, wie zeitintensiv das sein kann. Ich hatte damals auch den Ehrgeiz, es gut zu machen – und das hat mir definitiv dabei geholfen, die Perspektive der Lernenden zu verstehen.
Wie bauen Sie eine gute Beziehung zu Ihren Teilnehmenden auf? Das ist ja gerade im Fernunterricht nicht immer so einfach.
Gerade im Fernunterricht ist die Kombination aus Präsenzphasen und Online-Tutorien besonders wertvoll. Wenn man sich vorher einmal persönlich gesehen hat, entsteht eine ganz andere Verbindung – selbst im digitalen Raum. Das bestätigen mir die Teilnehmenden immer wieder. Der persönliche Kontakt hilft enorm dabei, auch online auf einer vertrauensvollen Ebene miteinander zu arbeiten.
Mittlerweile habe ich ja auch Routine. Man muss sich auf jede Gruppe individuell einstellen. Bei manchen kann man etwas lockerer auftreten, bei anderen ist mehr Zurückhaltung gefragt. Wichtig ist, dass man sich gegenseitig respektiert – unabhängig vom Alter oder Hintergrund. Ich versuche auch, durch mein eigenes Engagement ein Vorbild zu sein: Ich bereite mich intensiv vor und erwarte im Gegenzug Engagement von den Teilnehmenden.
Was gefällt Ihnen besonders am Format Fernlehrgang/Fernstudium?
Zum einen, wie schon gesagt, die Kombination aus Präsenz- und Online-Phasen. Dadurch entsteht eine stabile Grundlage für die Zusammenarbeit. Bei den Fernlehrgängen, die ich begleite, zum Beispiel den Fachwirt/-innen im Gesundheits- und Sozialwesen – biete ich regelmäßig Online-Sprechstunden an. Nicht jede Gruppe nimmt dieses Angebot an, aber grundsätzlich sind viele offen dafür.
Ich arbeite mit einem klaren Wochenrhythmus: Ich gebe ein Schwerpunktthema vor, stelle dazu ein paar Hinweise und ergänzende Unterlagen bereit. Zusätzlich bekommen die Teilnehmenden eine Übung, die sie bearbeiten sollen. Beim nächsten Termin greifen wir das Thema erneut auf – ich gebe Feedback und leite zum nächsten Schwerpunkt über. So entsteht ein kontinuierlicher Lernprozess mit klaren Impulsen und Rückmeldungen. Wer mitarbeitet, profitiert sichtbar – das mache ich auch immer wieder deutlich.
Was raten Sie jungen Kolleginnen und Kollegen?
Einfach mal hospitieren – reinschauen, wie es erfahrene Dozenten machen. Es bringt nichts, mit falschen Vorstellungen ins Unterrichten zu starten. So kann man sich auch gegenseitig Feedback geben und voneinander lernen, ohne sich zu belehren.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um zu entspannen?
Ich gehe viel spazieren – möglichst täglich, wenn das Wetter mitspielt. Wir essen gerne gemeinsam als Familie. Mit vier Kindern hat man ohnehin schon einen vollen „Freundeskreis“. Ich bin kein Vereinsmensch, die Familie ist für mich zentral – das ist mein Ruhepol.
Herr Weber, vielen herzlichen Dank für das Interview. Wir drücken Ihnen die Daumen.
Und ganz zum Schluss hat uns Thomas Weber noch etwas verraten:
In seiner Familie scheint das Unterrichten und Rechnen in den Genen zu liegen: Seine Großmutter, seine Mutter, seine Tochter – sie alle haben (oder hatten) mit dem Lehrberuf zu tun. Und auch im Rechnungswesen ist die Familie gut vertreten. Man könnte also sagen: Das liegt bei den Webers wohl einfach in der Familie. 😉
Abgestimmt wird online vom 03.07. bis 07.08.2025, jede teilnehmende Person hat eine Stimme, die abgegeben werden kann.
Und hier geht es direkt zur Abstimmung.