Ressourceneffizienz – Wettbewerbsvorteil für Unternehmen

Ressourcen effizient einzusetzen, ist längst mehr als nur ein ökologischer Anspruch – es ist ein handfester Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Doch wie gelingt der Weg hin zu einer ressourcenschonenden und zugleich wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmensführung?  

Im Rahmen eines kostenfreien Infoabends am Campus Bad Kreuznach der IHK-Akademie Koblenz am 25. September 2025 (17:30 – 19:30 Uhr) haben Unternehmen die Möglichkeit, sich über Lösungsmöglichkeiten und Best Practices zu informieren. 

Mit dabei als Experte: Vincent Leppak vom VDI-Zentrum Ressourceneffizienz.  vincent-leppak

Vorab hatten wir die Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu stellen. 

Bevor wir in die Details einsteigen, wollten wir von ihm wissen, inwiefern er Ressourceneffizienz als strategischen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sieht. 

Vincent Leppak: Ressourceneffizienz ist heute weit mehr als nur ein Mittel zur Kostensenkung oder ein grünes Aushängeschild. Es ist einer der wichtigsten strategischen Hebel für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. 

Erstens führt sie zu wirtschaftlicher Resilienz. Wer weniger Material und Energie verbraucht, macht sich unabhängiger von volatilen Rohstoffmärkten und steigenden Energiepreisen. Diese Stabilität ist in der heutigen globalen Wirtschaft ein unschätzbarer Vorteil. 

Zweitens ist sie ein Motor für Innovation. Die Notwendigkeit, Ressourcen zu schonen, zwingt Unternehmen dazu, ihre Produkte und Prozesse komplett neu zu denken. Das führt zu intelligenteren Designs, effizienteren Abläufen und oft sogar zu völlig neuen Geschäftsmodellen. 

Und drittens stärkt sie die Markenposition. Kunden, Partner und insbesondere auch Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt bevorzugen zunehmend Unternehmen, die nachweislich nachhaltig wirtschaften. Ressourceneffizienz ist somit ein klares Differenzierungsmerkmal. 

IHK-Akademie Koblenz: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie Ressourceneffizienz in einem Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden kann? 

Vincent Leppak: Ein gutes Beispiel für Ressourceneffizienz ist die „Green Factory“ der Alois Müller GmbH. Bei diesem Beispiel steht nicht die Produktebene im Fokus, sondern das Produktionssystem als Ganzes. 

Der Kern der dortigen Effizienz liegt in der intelligenten Nutzung von Energie. Anstatt eine große Photovoltaikanlage nur als einfache Stromquelle zu sehen, hat das Unternehmen seine Produktionsprozesse an die Verfügbarkeit der Sonnenenergie angepasst. Das heißt konkret, dass energieintensive Maschinen bevorzugt dann laufen, wenn die Sonne scheint und der Strom im Überfluss zur Verfügung steht, sofern die Produktionsplanung dies zulässt. Ein digitales System vernetzt dabei die Wetterprognose mit der Produktionsplanung, um diesen Abgleich bestmöglich zu optimieren. 

Doch die effiziente Gestaltung des Produktionssystems geht noch einen Schritt weiter, indem auch die schwankende Verfügbarkeit der Sonne intelligent gemanagt wird. Das Unternehmen begegnet dieser Herausforderung mit einem innovativen Speicherkonzept. Anstatt sich allein auf Batteriespeicher zu verlassen, wird überschüssige Energie genutzt, um für die Produktion benötigte Medien wie Druckluft oder Stickstoff auf Vorrat zu erzeugen. Diese gespeicherte Energie in Form von Betriebsmitteln steht dann jederzeit flexibel zur Verfügung. 

 

IHK-Akademie Koblenz: Wie gehen Sie mit Zielkonflikten zwischen Ressourcenschonung und wirtschaftlicher Effizienz um? 

Vincent Leppak: Dieser vermeintliche Zielkonflikt löst sich auf, sobald man die Perspektive wechselt – und zwar weg von kurzfristigen Kosten hin zu einer langfristigen Gesamtbetrachtung. 

Natürlich erfordert eine Investition in eine effizientere Maschine oder eine Solaranlage zunächst Kapital. Der Fehler ist, nur auf dieses anfängliche Preisschild zu schauen. Die entscheidende Frage ist: Was kostet mich der Betrieb über die gesamte Lebensdauer? 

Rechnet man die eingesparten Energie- und Materialkosten, die geringeren Abfallgebühren und die vermiedenen CO₂-Abgaben über die Jahre zusammen, ist die ressourceneffiziente Lösung fast immer auch die wirtschaftlich überlegene. Ein Projekt wie die CO₂-neutrale „Green Factory“, die wir im Vortrag sehen, ist das beste Beispiel: Die hohe Anfangsinvestition schafft eine langfristige Unabhängigkeit von Energiekosten und wird so zum Garanten für wirtschaftliche Stabilität und Effizienz. 

IHK-Akademie Koblenz: Welche konkreten wirtschaftlichen Vorteile können Unternehmen durch ressourceneffizientes Handeln realisieren? 

Vincent Leppak: Die Vorteile sind vielfältig und gehen weit über die reine Kostensenkung hinaus. Man kann sie in vier Kernbereiche unterteilen: 

  • Direkte Kosteneinsparungen: Das ist der offensichtlichste Punkt. Geringere Rechnungen für Strom, Gas, Wasser und Rohstoffe sowie niedrigere Entsorgungskosten schlagen sich direkt positiv in der Bilanz nieder. 
  • Erschließung neuer Einnahmequellen: Wer Abfall als Ressource begreift, kann aufbereitete Sekundärrohstoffe verkaufen. Wer wie die „Green Factory“ Energie im Überfluss produziert, kann diese ins Netz einspeisen oder als Wärme an Nachbarn verkaufen und so ein neues Geschäftsfeld aufbauen. 
  • Verbesserter Zugang zu Finanzmitteln: Banken und Förderinstitute wie die KfW bewerten nachhaltig wirtschaftende Unternehmen als risikoärmer und zukunftsfähiger. Das erleichtert den Zugang zu Krediten und attraktiven Förderprogrammen für grüne Investitionen. 
  • Gesteigerte Marktchancen: Viele Großkunden fordern von ihren Lieferanten mittlerweile Nachhaltigkeitsnachweise. Ressourceneffizienz wird so zur Eintrittskarte in neue Märkte und zu Aufträgen, die man sonst nicht bekommen hätte. 

IHK-Akademie Koblenz: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch. 

Nutzen auch Sie die Gelegenheit, weitere Expertinnen und Experten live zu erleben – beim kostenfreien Infoabend der IHK-Akademie Koblenz am 25. September 2025 in Bad Kreuznach. Melden Sie sich gleich an und sichern Sie sich wertvolle Impulse für Ihr Unternehmen:
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